die_jugendforscherin: beate großeggers blog – 28.9.2023

Die Jugend ist vielfältig, bunt und auf eine faszinierende Art und Weise oft auch widersprüchlich. In knapp 28 Jahren Forschungsarbeit sammelt sich dazu einiges an Datenmaterial und Wissen an. In diesem Blog möchte ich es fortan mit Ihnen teilen.

Ich bin seit 1996 in der Jugendforschung: bin quasi reingerutscht in dieses sehr spezielle und enorm abwechslungsreiche Fach. 1996 hatte ich mein Doktorat gerade abgeschlossen und war, wie so viele JungakademikerInnen, auf der Suche nach einem fixen Job. Und dann bot sich da diese zunächst auf ein Jahr befristete Karenzvertretung an: in einem kleinen Institut, das zu Jugendthemen forschte. Ich griff zu und blieb dort hängen: ganze fünf Jahre, bis ich ans Institut für Jugendkulturforschung wechselte. Und hier bin ich dann geblieben.

Über all die Jahre habe ich mich mit Wertewandel und seinen Effekten auf die Jugend beschäftigt, habe Jugendkulturen im Wandel der Zeit analysiert, die Rolle junger Menschen im Kontext des Medienwandels untersucht, mit meinem Team kontinuierlich Daten zur Altersgruppe der 11- bis 29-Jährigen erhoben, Theoriebeiträge aus der Soziologie, Psychologie und Kommunikationswissenschaft mit aktuellen Fragen der Jugendforschung verknüpft. Und dabei immer wieder mit Erstaunen festgestellt, wie sehr populäre Trugbilder die gesellschaftliche Jugenddebatte bestimmen. Dem möchte ich in meinem Blog entgegentreten.

In der gesellschaftlichen Jugenddebatte werden, wie ich finde, nicht immer die richtigen Fragen gestellt.

„Wie tickt die Jugend?“ oder – mit eher kulturpessimistischer Tonalität  – „Was ist nur mit der Jugend los?“, das sind gängige Fragen, die man der Jugendforschung stellt. Und diese Fragen haben ja durchaus auch ihre Berechtigung. Und dennoch: Für mich als Jugendforscherin greifen sie zu kurz. Für mich geht es nicht nur darum herauszufinden, wie die Jugend tickt, sondern vor allem, warum sie so tickt, wie sie tickt, sprich: warum junge Menschen häufig völlig anders denken, fühlen und handeln als wir Erwachsene es erwarten.

Mich interessiert das Selbstbild junger Menschen, mich interessieren aber auch die kulturellen Ausdrucksstile, mit denen sie die Welterfahrung, die sie machen, be- und verarbeiten. Mein Selbstverständnis als Jugendforscherin folgt dem Anspruch, erprobte Methoden der Sozialforschung zu nutzen, um die Welt auch einmal durch die Augen der Jugend zu betrachten. Mit diesem Blog will ich nun einen Raum öffnen, um meine Überlegungen, vor allem aber neue Erkenntnisse aus meiner Forschungsarbeit mit Ihnen zu teilen.

AUTORINNEN-INFO: Dr. Beate Großegger – Institut für Jugendkulturforschung
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