Ressentiments statt Revolte

Im Politikverständnis der heutigen Jugend ist Revolution „out“.

In Milieus, die sich sozial oder kulturell deklassiert fühlen, regieren, wie Bernhard Heinzlmaier in seinem aktuellen Dossier zur Jugendforschung zeigt, indessen immer öfter die Ressentiments.



 

Jugend und Politik

Das Vertrauen junger Menschen in die Politik ist erodiert. Entsprechend gering ist die Engagementbereitschaft der Jugendlichen. Die Revolte, die in den 1960er und 1970er Jahren zumindest für eine qualifizierte Minderheit innerhalb der Bildungselite des Landes Thema war, ist nur mehr für eine verschwindend kleine Gruppe „postmaterieller IdealistInnen“ eine Handlungsoption. Die breite Mehrheit zeigt statt Idealismus einen scharf konturierten Pragmatismus. Ihr Verhältnis zur Politik ist fordernd und am persönlichen Nutzen orientiert, Ideale oder Werte spielen in ihrem Politikverständnis keine Rolle. Und in jenen Milieus, die von sozialer und kultureller Deklassierung betroffen sind bzw. die sich von Politik und Gesellschaft verlassen und vergessen fühlen, wachsen die Ressentiments.

Ressentiments sind immer mit Neid verbunden: Man beneidet die, die das haben, was man will, aber selbst nicht hat. Deshalb weidet man sich mit Vergnügen an jedem Unglück, das die Begünstigten ereilt. Wie Bernhard Heinzlmaier zeigt, ist das Ressentiment vom Prinzip her immer passiv. Es erhebt sich in den seltensten Fällen, um die Umstände, unter denen es leidet, zu ändern.

 

Lesen Sie mehr im aktuellen Dossier des Instituts für Jugendkulturforschung:

  • Bernhard Heinzlmaier: Jugend und Politik. Über die Absenz des Interesses, Freiheit herzustellen, und den Triumph des Ressentiments über die Revolte, Wien, 2016