Top-aktuell: Lehrlingstypologie

Die erste österreichische Lehrlingsstudie / Welle 2 mit Lehrlingstypologie:

  • Wie denken Österreichs Lehrlinge über ihren Beruf, ihre persönliche Zukunft und die Politik? Und wie segmentiert das Lehrlingssegment nach Typen?
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 Erste österreichische Lehrlingsstudie / Welle 2:

  • Die Zeichen stehen auf Gleichberechtigung: War früher der Feminismus in den bürgerlichen Bezirken wie der Josefstadt zu Hause, so verlangen nun auch die jungen Frauen in der Donaustadt und in Floridsdorf nachdrücklich nach Gleichberechtigung. „Work-Life-Balance“ heißt für sie, dass sich die Männer im selben Maße um die Familienarbeit kümmern wie die Frauen. 87% der befragten weiblichen Lehrlinge wollen sich keinesfalls in eine Entscheidung zwischen Arbeit und Familie hineindrängen lassen.
  • Gefragt: der sozial einfühlsame Ausbildner: Planbares Normalarbeitsverhältnis und Unterstützung durch den Betrieb in der Familienarbeit ist für die große Mehrheit der Lehrlinge ein Qualitätskriterium bei der Beurteilung ihres Arbeitgebers. Die Lehrlinge wollen einen sozial einfühlsamen Arbeitgeber, der sie als ganzen Menschen und nicht nur als Arbeitskraft behandelt und der auf ihre individuellen Bedürfnisse und Probleme eingeht.
  •  Lehrlinge an traditionellen Vorstellungen von Arbeit ausgerichtet: Es macht den Eindruck, als wäre die Jugend von heute bestens an den aktuellen Zeitgeist angepasst. Man hört und liest allenthalben von Vertretern einer „Generation Y“: individualistisch, flexibel, lernwillig, unkonventionell. Nur hat die Sache einen Haken. Denn das, was die „Generation Y“, bei der es sich in Wirklichkeit lediglich um ein kleines, hochqualifiziertes Segment der unter 30jährigen handelt, will, lässt sich nicht so selbstverständlich verallgemeinern, wie das regelmäßig getan wird. So haben etwa deren Vorstellungen vom Arbeitsleben etwa mit denen von Lehrlingen gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil orientiert sich die Mehrheit der Lehrlinge an den Leitwerten einer traditionellen Arbeitswelt: Sicherheit, Stabilität, Kontinuität und eine klare Trennung von Beruf und Privatleben sind für sie von großer Bedeutung. Die zeitgeistigen disruptiven Umstürzler alles Bestehenden sucht man unter Lehrlingen vergeblich. Die Einstellungen eines großen Teils der Lehrlinge sind ganz im Gegenteil unzeitgemäß. Vielleicht liegt darin der Grund, warum man sie weitestgehend ignoriert. Das zeigt sich klar in der aktuellen zweiten Welle der vom Institut für Jugendkulturforschung in Kooperation mit der tfactory durchgeführten „Ersten österreichischen Lehrlingsstudie“.
  • Verschiedene Branchen, verschiedene Lehrlinge: Wenn aber Lehrlinge geradezu als Gegenstück zur „Generation Y“ gelten können, was wollen sie wirklich? Hier lohnt sich ein zweiter Blick. Dabei wird man feststellen, dass die Gruppe der Lehrlinge alles andere als homogen ist. Ausgehend von den Ergebnissen der zweiten Welle der „Ersten österreichischen Lehrlingsstudie“ wurde eine Typologie entwickelt. Diese differenziert nach Sparten zwischen fünf idealtypischen Lehrlingsgruppen, die sich nicht nur in Hinblick auf ihre Vorstellungen vom Arbeitsleben, sondern auch, was die Freizeitkultur betrifft, mitunter sehr deutlich voneinander unterscheiden. Auch darin, was sie sich vom idealen Arbeitgeber und vom idealen Ausbildner erwarten, sind sich diese Typen keineswegs einig. Konkret wird zwischen Lehrlingen aus den Sparten Handel, Industrie, Gewerbe und Handwerk, Tourismus und Freizeitwirtschaft und der überbetrieblichen Lehrausbildung differenziert. Empirische Grundlage der Typologie bildet eine repräsentative Umfrage unter Lehrlingen (Stichprobengröße von n= 500) sowie einer Reihe von qualitativen Interviews mit Angehörigen der Zielgruppe.

 

All equal − all different: die Lehrlingstypologie

Im Rahmen der Studie wurde erstmals für Österreich eine Lehrlingstypologie nach Ausbildungsbranchen erarbeitet. Folgende Typen werden detalliert beschrieben:

  • DIE KONVENTIONALISTEN (Handelsangestellte)
  • DIE ABENTEURER (Freizeitwirtschaft & Tourismus
  • DIE HEDONISTEN (Gewerbe & Handwerk)
  • DIE RATIONALISTEN (Industrie)
  • DIE ENTKOPPELTEN (Überbetriebliche Lehre)

Während die Konventionalisten eindeutige Priorität auf Familie, Kinder, allgemeine Harmonie im Leben und biographische Stabilität legen, sind die Abenteurer auf Abenteuer, Abwechslung und neue Erfahrungen aus. Sie wollen die Welt kennenlernen, träumen ihr Leben als Nomadendasein in einer globalisierten Branche. Die Hedonisten arbeiten, um ein interessantes Freizeitleben zu haben. Sie schätzen Statussymbole und haben unrealisitsche Zukunftsentwürfe, während die Rationalisten einen vernünftigen, pragmatischen Blick auf die Welt zeigen und sich in keiner Weise von Emotionen leiten lassen wollen. Sie sind wenig spontan und schätzen auch Überraschungen nicht. Die Entkoppelten sind verzweifelte Materialisten, die den Anspruch auf Sinnerfüllung in der Arbeit aufgegeben haben und schon froh sind, wenn sie zu einem halbwegs vernünftigen Lohn arbeiten können, ohne starken Restriktionen ausgesetzt zu sein.

Wir möchten Ihnen einen dieser fünf Idealtypen hier näher vorstellen:

Lehrlinge der überbetrieblichen Lehrausbildung: DIE ENTKOPPELTEN

Diese Lehrlinge fühlen sich in der Regel minderwertig gegenüber den „vollwertigen“ Lehrlingen. Die „regulären“ Lehrlinge sehen in der Regel auf sie herab. Sie leiden darunter, dass sie wenig Ansehen genießen und auch eine geringere finanzielle Gratifikation bekommen.

Ihr Berufsweg ist in den seltensten Fällen selbst gewählt. Sie werden vom AMS häufig dorthin dirigiert, wo es ein Ausbildungsangebot gibt. Dadurch ist die Identifikation mit dem Berufsfeld, in dem sie ausgebildet werden, relativ gering. Schaffen sie über lange Zeit nicht den Sprung in eine reguläre Lehrausbildung, verdüstert sich die Lebensperspektive und die Stimmung. Man steht der Zukunft und der Ausbildung immer gleichgültiger und emotionsloser gegenüber.

Politisch tendiert die Gruppe zum Rechtspopulismus. Die Elitenkritik ist relativ stark ausgeprägt. Politiker genießen unter den Entkoppelten kaum mehr Glaubwürdigkeit.

Die Identität der Jugendlichen wird in der Freizeit konstituiert. Über die Leistung im Beruf glauben sie nicht zu Ansehen und Anerkennung zu gelangen. Sie haben die ihnen gesellschaftlich zugewiesene Verliererrolle angenommen und internalisiert. An die Lösung ihrer Misere durch Leistung und Engagement glauben sie nicht mehr. Eine Wende in ihrem Leben erhoffen sie sich durch das Eintreten eines glücklichen Zufalls. Wichtig ist ihnen bei Produkten und beim Ausbildungsbetrieb das, worüber sie selbst kaum verfügen, ein hoher Statuswert. Man findet Red Bull super und bezeichnet den Betrieb als Traumarbeitgeber, tatsächlich schätzt man aber den kleinen Betrieb mit wenigen Arbeitnehmern, weil man sich dort mehr Harmonie und persönliches Entgegenkommen erwartet.

Körperliches Erscheinungsbild und das Aussehen generell ist für die Selbstachtung der Entkoppelten extrem wichtig. Anerkennung, die man über Bildung und Berufsleistung nicht erringen kann, versucht man durch die Inszenierung der Körperästhetik zu kompensieren.

Rolle des Ausbildners: Gefragt ist hier die verständnisvolle Vater- oder Mutterfigur. Die Entkoppelten brauchen eine Leitfigur, die Sicherheit vermittelt. Zumindest genauso wichtig wie die Sachebene ist die Beziehungsebene. Mit Kritik sollte sich der Ausbilder zurückhalten oder sie so verpacken, dass sie für den Lehrling auch annehmbar ist. Wird Kritik zu direkt formuliert, droht der unmittelbare Abbruch der Ausbildung.

Pädagogischer Stil: Verständnisvolles Handeln ist zentral. Fingerspitzengefühl hat große Relevanz. Die persönliche Lebenslage der Lehrlinge ist täglich zu eruieren, Einsicht in die privaten Angelegenheiten ist wichtig. Es geht darum, eine offene Gesprächssituation herzustellen, die die Lehrlinge dazu animiert, über private Dinge zu sprechen, um derart ein Frühwarnsystem zu installieren, das die immer wieder eintretenden privaten Problemsituationen rechtzeitig erkennen lässt, um den Führungsstil der Ausbildner entsprechend an die Vorkommnisse anpassen zu können. Wichtig erscheint es, die pädagogische Ausbildung der Ausbildner zu verbessern. Nützlich ist es über eine Zusatzausbildung im Jugendcoaching, systemischen Coaching oder ähnlichen Qualifikationsfeldern zu verfügen.

  • Der Traum-Ausbildungsbetrieb:

Geht es um den idealen Arbeitgeber, so steht mit Abstand die österreichische Marke „Red Bull“ an der Spitze. Danach folgen ÖBB und voestalpine. „Red Bull“ ist die Ikone der spontanen und auf Abwechslung ausgerichteten jungen „Abenteurer“ aus der Tourismusbranche, während ÖBB und voestalpine die stabilitätsorientierten Rationalisten und die Hedonisten begeistern können. Die Konventionalisten aus dem Handel schwärmen für BIPA, Hofer und dm. Diese Trias repräsentiert die beliebtesten Lehrlingskampagnen. Hier steht mit Abstand der Handel mit Hofer, BIPA und dm an der Spitze.

Die Konsequenzen der Studie für die Ausbildungsbetriebe und das Personalmarketing beschreibt Studienleiter Bernhard Heinzlmaier so: „Jeder Branchentypus verlangt nach einer speziellen Kommunikation, aber auch nach einer eigenständigen motivationalen und pädagogischen Führung. Man kann alle Lehrlinge begeistern, braucht aber dafür unterschiedliche Ansätze und Konzepte. In der Studie wird aufgezeigt, wie die unterschiedlichen Lehrlingstypen angepackt werden müssen, um sie zu engagierten Mitarbeitern zu machen und wie man kommunizieren muss, um die für den Betrieb richtigen Lehrlinge zu finden.“

 

Studien-Info:

  • Art der Befragung: persönliche face-to-face Interviews (hochwertigste Erhebungsmethode!)
  • Stichprobe: n=500; geschichtet nach Region, Geschlecht und Branchen
  • Studienleitung: Mag. Bernhard Heinzlmaier
  • Durchführung der Studie: Eigenstudie des Instituts für Jugendkulturforschung in Kooperation mit der tfactory Trendagentur
  • Zielgruppen: Interessensvertretungen, Ausbildungsbetriebe, Ausbildungseinrichtungen, Personalleiter, Leiter der Lehrlingsausbildung, HR-Spezialisten aus den Bereichen Personalentwicklung und Recruiting

 

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