Presseinformation, 25.9.2024Erste Daten der neuen Generationenstudie „Wie wir leben wollen“ zeigen geringe Zufriedenheit mit aktueller Lebenssituation in jungen BevölkerungsgruppenHaben Sie sich schon einmal gefragt, wie Sie leben möchten? Gelingt es Ihnen in Ihrer aktuellen Lebenssituation, Ihre Vorstellungen von einem guten Leben umzusetzen? Wie würden Sie Ihr derzeitiges Leben beschreiben: Ist ihr Leben abwechslungsreich oder ist es langweilig? Ist es stressig oder leben Sie entspannt? Haben Sie das Glück, sorgenfrei zu leben, oder sind Sie voller Sorgen? Leben Sie gesellig oder fühlen Sie sich einsam? Würden Sie sagen, Ihr Leben ist alles in allem unkompliziert? Und: Hat ein gesundheitsförderlicher Lebensstil in Ihrem Alltag Platz? Das Institut für Jugendkulturforschung hat im Sommer 2024 800 repräsentativ ausgewählte Personen im Alter von 17 bis 79 Jahren dazu befragt. Erste Ergebnisse liegen vor und zeigen drei in der Bevölkerung dominante Muster der Lebensorientierung: Fokus auf Sicherheit und Stabilität (Typ 1), Orientierung an materiellen Werten (Typ 2) sowie Akzentuierung weicher Lebensqualitätsfaktoren (Typ 3). Sicherheit und Stabilität als generationenübergreifendes Thema Nr. 1Vor dem Hintergrund der krisenhaften gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre wird in den Lebensentwürfen der österreichischen Bevölkerung generationenübergreifend die Betonung von Sicherheit, Stabilität, Harmonie und Geborgenheit zum vorherrschenden Muster der Lebensorientierung. - Knapp jeder und jede Zweite (48%) ist dem sicherheitsorientierten Wertetypus zuzuordnen und setzt im Leben allem voran auf Sicherheit, Geborgenheit und Stabilität.
- Der sicherheitsorientierte Wertetypus möchte finanziell abgesichert sein, hat den Anspruch, soweit möglich, ein sorgenfreies Leben zu führen, legt Wert auf Gesundheit und Wohlbefinden, setzt auf ein friedliches Miteinander und sucht die private Idylle.
- Auch das Ideal eines ruhigen, von Harmonie geprägten Alltags fernab des geschäftigen Großstadtlebens ist beim sicherheitsorientierten Wertetypus präsent.
In klarer Abgrenzung zum sicherheitsorientierten Wertetypus zeigt rd. jeder und jede Fünfte eine betont materialistische Lebensorientierung und verknüpft das Ideal des guten Lebens allem voran mit materiellen Werten. Rd. jeder und jede Achte setzt im persönlichen Lebensideal allem voran auf weiche Lebensqualitätsfaktoren (Zeitwohlstand, Selbstbestimmung, Minimalismus/Konsumreduktion als Möglichkeit der Reduktion von Alltagskomplexität etc.). „Aussteigermentalität“ gibt es kaum mehr, weiche Lebensqualitätsfaktoren werden im mittleren Lebensalter verstärkt ThemaSystem- und/oder zivilisationskritische Lebensentwürfe sind, wie die Studie zeigt, in der österreichischen Bevölkerung Minderheitenprogramm. - Lediglich 4% beschreiben einen alternativen Lebensentwurf fernab der für Otto Normalverbraucher gültigen Standards heute als persönliches Lebensideal.
- Die Jugend geht mit den älteren Bevölkerungsgruppen hier völlig d’accord: In der Generation Z nennt lediglich 1% auf die offen gestellte Frage, wie man gerne leben möchte, einen alternativen Lebensentwurf als persönliches Ideal.
„Kritik an den Werten der Gegenwartsgesellschaft zeigt sich in den Lebensentwürfen der Österreicherinnen und Österreicher heute in sehr moderater Form und am ehesten bei den ‚Mid Agers‘, im klassischen Erwerbsalter“, so Studienautorin Dr. Beate Großegger. „Die mittleren Jahrgänge sind aktuell in einer Lebensphase, in der sie mit beiden Beinen im Berufsleben stehen und/oder Kinderbetreuungspflichten nachkommen. Etliche fühlen sich im Hamsterrad nicht enden wollender To-Do-Listen und beginnen im Spannungsverhältnis ihrer vielfältigen Verantwortungsrollen die Prioritäten in ihrem Leben zu überdenken.“ Rund ein Fünftel der Befragten im klassischen Erwerbsalter setzt bei der Frage „Wie wir leben wollen“ allem voran auf weiche Lebensqualitätsfaktoren und nennt Zeitwohlstand, Heraustreten aus einem fremdbestimmten Leben, die bewusste Entscheidung für ein einfacheres Leben oder auch die in der aktuellen Lebenssituation meist nicht vorhandene Freiheit, rund um den Globus zu reisen und vielfältige Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, als persönliches Lebensideal. Die Lebenszufriedenheit ist in der jungen Krisengeneration deutlich niedriger als in der Gruppe der „Best Agers“48% der Pensionistinnen und Pensionisten leben alles in allem so, wie sie gerne leben möchten. Bei jungen Menschen bis 35 Jahre, die gerade erst dabei sind, sich eine Existenz aufzubauen und im Leben Fuß zu fassen, ist die Zufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation deutlich niedriger: - Lediglich 29% der jungen Fußfasser (Jugendliche und junge Erwachsene bis 35 Jahre) geben an, so zu leben, wie sie gerne leben würden.
- 7 von 10 jungen Fußfassern gestehen offen ein, dass es ihnen bestenfalls zum Teil gelingt, ihr Leben so zu führen, wie es ihr persönlicher Lebensentwurf vorsieht.
„Die rasanten Entwicklungen im Bereich digitaler Technologien, Stichwort: KI, aber vor allem auch die verdichteten Krisenerfahrungen der letzten Jahre haben Mitte der 2020er einen stark prägenden Einfluss darauf, wie junge Menschen das Jugend- und Jungerwachsenenalter erleben“, kommentiert Dr. Beate Großegger die Ergebnisse. „Die Zukunftsunsicherheit ist heute generell groß. Zwar ist vieles nach wie vor möglich, aber zugleich gilt: Nichts ist fix. Die Frage, wie es in dynamischen Zeiten für die nachrückende Generation weitergeht, ist offen. Jugendliche und junge Erwachsene, die in einer biografischen Phase sind, in der es darum geht, einen stimmigen Lebensentwurf zu entwickeln und möglichst alles zu tun, um diesen im persönlichen Alltag auch umzusetzen, erleben die Planungsunsicherheit als sehr herausfordernd.“ Nur für 3 von 10 Befragten der Generation Z ist das Leben unkompliziert43% der Generation Z bezeichnen ihr derzeitiges Leben als stressig. 32% der Generation Z empfinden ihr Leben als eintönig, 28% leben eigenen Angaben zufolge einsam. Nur 3 von 10 Jugendlichen aus der Generation Z (32%) geben an, ein Leben zu führen, das der Gesundheit zuträglich ist. Und ebenfalls nur 3 von 10 jungen Menschen aus der Generation Z (29%) beschreiben ihre aktuelle persönliche Lebenssituation als weitgehend unkompliziert. Zum Vergleich: In der ältesten untersuchten Kohorte der Babyboomer geben 6 von 10 Befragten (61%) an, trotz der gesellschaftlich turbulenten Zeiten, die wir derzeit erleben, alles in allem ein unkompliziertes Leben zu führen. Die neuen generationlab-Studie „Wie wir leben wollen“ erscheint Anfang OktoberDetaildaten zu allen Vergleichsgruppen finden Sie im Studienpaket „Wie wir leben wollen“. Das Studienpaket ist im freien Verkauf erhältlich; bis 29.9.2024 gilt der ermäßigte Frühbucherpreis! Rückfragenachweis & Bestellung:Institut für Jugendkulturforschung Alserbachstraße 18 / 7.OG, 1090 Wien Tel: +43 1 532 67 95 Mail: studien@jugendkultur.at |