Auf den Spuren einer neuen digitalen Avantgarde
Thema „Zukunft der digitalen Kommunikation“: zwei Buchbeiträge mit Exklusivergebnissen der Tracts-Trendbeobachtung des Instituts für Jugendkulturforschung erschienen.
Auf den Spuren einer neuen digitalen Avantgarde
Thema „Zukunft der digitalen Kommunikation“: zwei Buchbeiträge mit Exklusivergebnissen der Tracts-Trendbeobachtung des Instituts für Jugendkulturforschung erschienen.
Auf den Spuren einer neuen digitalen Avantgarde:
Das Buch widmet sich der Frage, wie sehr die zunehmende Digitalisierung und der Trend zu „Online Social Media“ Arbeits- und Lebensweisen verändern. Aktuelle Forschungsergebnisse zu den Bereichen „Zukunft der Arbeit“, „Social Media und Social Business“ oder „Frauen und Führung 2.0“ sind ebenso Thema wie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Kontext einer digital flexibilisierten Wirtschaft.
Mit einem Gastbeitrag von Dr. Beate Großegger (Institut für Jugendkulturforschung – Department Wien) wirft der Band darüber hinaus ganz bewusst auch einen Blick auf jugendkulturelle Online-Praxen. Aufgrund ihrer hohen Affinität zum Web 2.0 gelten junge Menschen als TrägerInnen des durch Digitalisierung und Informatisierung bedingten sozialen und kulturellen Wandels. Eine Beschäftigung mit den Online-Nutzungskulturen junger „Digital Natives“ ist demnach Grundlage, um zukünftige Entwicklungen analysieren und bewerten zu können.
Beate Großegger interessiert sich in ihrem Beitrag nicht so sehr für den digitalen Mainstream, sondern beschäftigt sich vor allem mit Trendsettermilieus. Auf Basis einer Trendexploration des Instituts für Jugendkulturforschung skizziert sie das Profil einer derzeit im Entstehen begriffenen digitalen Avantgarde, die jugendkulturrelevante Web 2.0-Tools zwar ganz selbstverständlich in ihren Alltag integriert, das gängige Steigerungsspiel digitaler Vernetzung aber nicht mehr so ohne weiteres mitspielt. Anstatt sich dem Gesetz der großen Zahl unterzuordnen, dem die Kultur des „Friending“, „Liking“ und „Following“ gehorcht, wird hier mit dosierten Formen der „Entnetzung“ experimentiert. Statt möglichst viele Kontakte zu generieren, bemüht man sich, die Qualität der Netzwerkbeziehungen neu zu definieren. Und um dem zunehmend als sinnlos und „nervig“ empfundenen „Information Overflow“ der vielen oberflächlichen Netzwerkkontakte zu entkommen, wird, wenn nötig, sogar „digitaler Selbstmord“ ins Auge gefasst.
Auch in jungen digitalen Kreativmilieus formiert sich Widerstand: gegen den „gläsernen User“, vor allem aber gegen den Zwang zu permanentem Selfmarketing im Web 2.0. Geht es nach diesen jungen Trendsettern, wird die Zukunft der digitalen Kommunikation von der Debatte um Privatsphäre bestimmt sein, und zwar im ganz ursprünglichen Sinne als „right to be let alone“.
Überforderung in der digitalen Kultur:
Auch Mag. Philipp Ikrath (Institut für Jugendkulturforschung – Department Wien/Hamburg) beschäftigt sich in seinem Beitrag für den von der deutschen Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren herausgegebenen Sammelband „Kindgerecht: Verändertes Aufwachsen in einer modernen Gesellschaft“ mit digitalen Medien. Auf Grundlage einer für Deutschland repräsentativen Trendumfrage des Instituts für Jugendkulturforschung zeigt Ikrath, dass die digitale Kultur für junge Menschen nicht nur Chancen bietet, sondern oft auch Überforderung bedeuten kann. Ein radikaler Rückzug aus den bunten Web-Welten bleibt zwar vorerst aus, doch die Skepsis gegenüber „digital total“ wächst.