Die Fußfasser

Wie junge Erwachsene leben und was sie bewegt

 


 

Wie ticken junge Erwachsene?

Die biographische Phase des Fußfassens als Forschungsthema unseres generationlab

Das Jungerwachsenenalter ist eine sehr spezielle Lebensphase. Im Alter zwischen Anfang Zwanzig und Anfang/Mitte Dreißig geht es darum, im Leben Fuß zu fassen: beruflich wie auch privat. Auf junge Menschen kommt dabei einiges zu: eine Ausbildung abschließen, den Einstieg ins Erwerbsleben meistern, einen Job finden, der ein sicheres Einkommen garantiert und die materielle Basis schafft, um sich eine solide Existenz aufzubauen und an Familiengründung zu denken.

Biographieplanung wird im Jungerwachsenenalter erstmals Thema, zunächst allerdings noch ein wenig diffus und ohne allzu großen Zukunftshorizont, nicht zuletzt deshalb, weil Zukunftsperspektiven aus Sicht der nachrückenden Generation heutzutage eher unsicher sind. Sorgen und Ängste der jungen Erwachsenen drehen sich um gesellschaftliche Entwicklungen, die den sozialen Zusammenhalt gefährden, aber vor allem auch um persönliche Existenzängste. Die Frage „Wie finde ich einen guten und sicheren Arbeitsplatz?“ beschäftigt mindestens ebenso wie heiße politische Themen, etwa die Flüchtlingskrise oder neue terroristische Bedrohungen. Twentysomethings möchten ein gutes Leben führen. Dazu braucht es aus ihrer Sicht Geld, sprich: ein regelmäßiges Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, und auch Zeit für all die Dinge, die ihnen abseits der beruflichen Tätigkeit wichtig sind. Wie die Jugendforschung zeigt, fordert diese Generation sehr massiv Work-Life-Balance ein. Und mit Blick auf die nächsten Jahre will sie vor allem eines: nämlich Paarbeziehung, Herkunftsfamilie, Freunde und persönliche Freizeitinteressen mit den beruflichen Verpflichtungen möglichst gut unter einen Hut bringen.

Erwartungen, die ältere Generationen an junge Erwachsene richten, etwa das eigene Leben in die Hand zu nehmen und es aktiv zu gestalten oder möglichst bald Kinder in die Welt zu setzen, empfinden viele als Druck. Gerade auch deshalb, weil sie in einer Zeit Fuß fassen müssen, die aufgrund dynamischer Wandelprozesse und, damit verbunden, veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen die bislang gültigen Regeln für Lebensplanung außer Kraft setzt. Zweifelsohne stehen dieser Generation in vielen Belangen mehr Optionen offen als ihren Vorgängergenerationen und sie hat, was ihre persönlichen Lebensentwürfe betrifft, wohl auch deutlich mehr Spielräume als ihre Eltern- und Großelterngeneration. Im Gegenzug sieht sie sich aber mit neuen Risiken konfrontiert.

Junge Erwachsene sind sich der Tatsache bewusst, dass die Entscheidungen, die sie aktuell treffen, vielfach sehr prägenden Einfluss auf ihre weitere Biographie haben. Das macht vielen Angst und ist wohl auch der Grund, warum junge Menschen sich oft nicht bewusst für oder gegen etwas entscheiden, sondern den Dingen lieber ihren Lauf lassen und abwarten, was passiert. Das klingt nach Passivität, funktioniert bei genauerer Betrachtung aber völlig anders. Aufmerksam beobachtet diese Generation die Optionen, die sich auftun, prüft, inwieweit diese zum persönlichen Lebensentwurf passen, und greift, wenn sie dazu passen, spontan zu. Gestaltungsansprüche gegenüber der eigenen Biographie sind durchaus gegeben, aber Biographieplanung im klassischen Sinne ist bei jungen Erwachsenen dennoch passé. Die heute junge Generation praktiziert in Sachen Lebensplanung vielmehr ein flexibles Optionenmanagement: Sie justiert im persönlichen Lebensentwurf ständig nach, abhängig von Erfahrungen, die aus erfolgreich genutzten Chancen, aber auch aus persönlich erlebten Risiken resultieren.

 

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